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Barrierefreiheit fürs Backend

Authoring Tool Accessibility Guidelines 2.0

Barrierefreiheit fürs Backend

Barrierefreiheit ist mehr als äußerliche Kosmetik. Auch die inneren Werte zählen – nicht nur Webseiten und Webapplikationen sollten barrierefrei sein, sondern auch die Werkzeuge und Redaktionssysteme, mit denen sie erzeugt werden. Mit der ATAG 2.0 reift dafür eine Richtlinie heran.

Accessibility ist nicht nur für Webangebote essenziell, auch das Backend sollte von jedem genutzt werden können. Während sich die WCAG 2.0 auf Webinhalte konzentrieren (wozu durchaus auch PDF-Dateien gehören), thematisieren die Authoring Tool Accessibility Guidelines 2.0 (ATAG 2.0) die Barrierefreiheit von Autorenwerkzeugen. Angesprochen sind dabei nicht nur Redaktionssysteme, sondern alle Werkzeuge, mit denen Webinhalte produziert werden. Die ATAG 2.0 werden – wie die WCAG 2.0 – von einer Arbeitsgruppe des W3C entwickelt; der aktuelle Working Draft stammt vom 10. April 2012.

Aufbau der ATAG 2.0

Wem Struktur und Aufbau der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.0) bekannt sind, findet sie in den ATAG 2.0 wieder: Auch die ATAG 2.0 arbeiten mit drei Konformitätsstufen A, AA und AAA sowie Prinzipien und Erfolgskriterien. Erklärtes Ziel ist die Kompatibilität mit den WCAG 2.0.

Der Working Draft der ATAG 2.0 besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil befasst sich mit der Barrierefreiheit der Anwendung selber, also der Anwenderoberfläche; der zweite Teil zielt auf die Gewährleistung des barrierefreien Output ab.

Entsprechend geht es im ersten Teil z. B. um

  • Barrierefreie Schnittstellen (z.B. WCAG-konform bei Webinterface)
  • Editoren
  • Den gleichwertigen Zugang mit Tastatur und Maus
  • Barrierefreie Umsetzung von Features wie Vorschau oder Korrekturmöglichkeiten

Die Erfolgskriterien des zweiten Teils thematisieren die Barrierefreiheit automatisierter Prozesse, aber auch die Unterstützung von Autoren bei der Erstellung barrierefreier Webinhalte. Beispiele für Teil 2 sind:

  • Barrierefreie Templates
  • Feedback-Funktionen an Autoren und Assistenz bei vorhandenen oder möglicherweise vorhandenen Barrieren und Tutorials

Die Vorreiter

In einigen Entwickler-Communities großer und bekannter Content Management Systeme ist das barrierefreie Backend nach ATAG 2.0 explizit Thema, z. B. bei Drupal:

We have committed to ensuring that all features of Drupal core conform with the World Wide Web Consortium (W3C) guidelines: WCAG 2.0 and ATAG 2.0.

heißt es im Accessibility Statement.

Auch bei Joomla! rückt derzeit das barrierefreie Backend verstärkt und ambitioniert in den Fokus der Entwicklerarbeit:

In version 3.0, we have accessibility issues in the frontend as well as the backend. The goal should be to fix them step by step. It will not happen overnight. For this reason, we have established a working group to work in cooperation with the UX working group. The long-term goal is to make Joomla the first CMS that is really compliant with the Authoring Tool Accessibility Guidelines.

Tipps für die Barrierefreiheit von Autorenwerkzeugen

  • Können alle Funktionen auch mit der Tastatur erreicht, bedient und wieder verlassen werden?
  • Sind alle Beschriftungen mit den Eingabefeldern verknüpft und Pflichtfelder gekennzeichnet (z.B. mit aria-required="true")?
  • Falls der WYSIWG-Editor nicht barrierefrei ist, gibt es Möglichkeiten für eine alternative Syntax?
  • Wird die Arbeit von Redakteuren z. B. mit Tools, für eine einfache Auszeichnung des Sprachwechsels und über barrierereie Templates unterstützt?
  • Sind Accessibility Features dokumentiert?

Wann kommen die ATAG 2.0?

Wann die ATAG 2.0 als offizielle Recommendation des W3C das Licht der Welt erblicken wird, ist unklar. Das sollte Ersteller von Redaktionssystemen und Entwickler-Communities aber nicht davon abhalten, sich bereits jetzt von den ATAG 2.0 inspirieren zu lassen. Genau wie für barrierefreie Websites ist der richtige Moment an die Barrierefreiheit von Autorenwerkzeugen zu denken: »Jetzt«.

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Kommentare

Peter
am 15.12.2012 - 08:58

Ich staune, dass das jetzt erst thematisiert wird. Eva Papst ist seit 2004 in der Lage, mit einem kleinen simplen Tool ihren Aktuell-/Blog-Bereich zu verwalten. Das ist zwar kein CMS und vielleicht auch noch kein Redaktionssystem, aber es war schon damals ein Anfang.

Man muß doch solche Systeme lediglich von Beginn an mit der betroffenen Zielgruppe gemeinsam planen, entwicklen und testen. Dann klapps auch mit der Barrierearmut im Backend ;-)

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