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Blindtexte als Chance
Vor genau einem Jahr hat Nicolai Schwarz im Adventskalender noch einen Blindtext für Standardistas präsentiert. In diesem Jahr stellt er eine etwas andere Art von Blindtexten vor.
Blindtexte spielen in der Regel lediglich den Stellvertreter für Texte, die noch nicht vorliegen. Sie helfen dabei, die Verteilung des Textes auf einer Seite zu beurteilen, demonstrieren die Lesbarkeit einer gewählten Schriftart oder füllen zumindest leere Stellen mit irgendeinem Inhalt.
Wie alle anderen, habe auch ich »Lorem Ipsum« genutzt, als ich als Designer angefangen habe, um später zu frischeren, deutschsprachigen Alternativen zu wechseln. Bis ich in diesem Jahr beschlossen habe, nie wieder inhaltslose Blindtexte zu nutzen. Denn dieser Text kann mehr sein als ein Füller.
Heutzutage also – wenn mir ein Kunde noch keine Texte geliefert hat, aber ein Design sehen will – schreibe ich spezifische Texte in meine Designs, die die Funktion der Spalten, Überschriften oder Bilder erläutern. Anstatt mit »Lorem Ipsum« zu langweilen, erkläre ich, dass dieser Absatz als kurze Einleitung gedacht ist und nicht länger als 30 Worte sein sollte. Oder dass jene News nur auf der Startseite dort steht und alle 30 Tage ausgetauscht werden sollte.
Wenn ich in der Haupt-Spalte mehr Text benötige, schreibe ich meistens noch etwas über Farben, technische Möglichkeiten oder das weitere Vorgehen. In der Regel fülle ich damit den Platz, den ich vorgesehen habe. Nur wenn ich nichts weiter zu sagen habe, kommt für das Ende des Textes der bekannte, nichtssagende Blindtext ins Spiel.
Kunden bemerken diese Texte nicht unbedingt auf den ersten Blick. Sie schauen sich das Design an, während ich der Reihe nach erkäre, warum und was und wo. Aber wenn sie den Ausdruck mit nach Hause nehmen und später noch einmal ansehen, lesen sie fast immer diese Texte. Was mir einmal mehr erlaubt, die einzelnen Funktionen zu erläutern.
Und ich weiß, dass Kunden die Texte lesen, denn es kommt vor, dass sie sich direkt auf Funktionen beziehen, die ich im Design beschreibe.
Natürlich, das macht mehr Arbeit als einen fertigen Blindtext zu kopieren. Bei Webdesigns für Agenturen sind die Erläuterungen meist auch nicht nötig. Aber weil meine Kunden in vielen Fällen Endkunden mit wenig Weberfahrung sind, ist diese doppelte Erklärung des Designs recht hilfreich – und hat sich für mich als Best Practice bewährt.
Wer sich diese Mühe mit seinen Blindtexten nicht machen möchte, kann weiterhin auf den Blindtext für Standardistas zurückgreifen. Oder er wird beim Blindtextgenerator fündig. In jedem Fall gilt es, einen deutschen Blindtext zu wählen, da lateinische oder englische Texte mit ihren kurzen Wörtern deutsche Wortungetüme schlecht abbilden können.
Kommentare
Moritz Gießmann
am 06.12.2008 - 07:58
Schöner Ansatz. Werde ich bei uns in der Agentur mal anregen. Klar ist es auf den ersten Blick mehr Arbeit, aber es kann unter Umständen einige Anrufe des Kunden ersparen.
Claus
am 06.12.2008 - 10:14
Einmal aus der Sicht des vielleicht typischen Kunden der ich bin oder vielmehr damals war:
Bei der Entwicklung unserer Webseite setzte unserer damaliger "Entwickler" fast ausschließlich auf Blindtexte die ich als Kunde natürlich als zusammenhanglos empfand. An Stelle nichtssagender Worthülsen hätte ich mir schon, wie ober erwähnt, erweiterte Informationen zu technischen Möglichkeiten, Layoutinformatonen und Kommentare zu verschiedenen technischen Möglichkeiten gewünscht.
Aus meiner Sich ist es zwar schön wenn der Webdesigner fast alles weiß, schöner ist es aber wenn er die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten benutzt um auch seinen Kunden zu informieren und ihm nicht nur verschiedene Optionen aufzeigt, sondern auch die Gründe nebst Vor- und Nachteilen hierfür klar und für den Laien verständlich benennen kann. Das sehe ich als Teamarbeit, es schafft in meinen Augen Vertrauen.
Letztlich war ich mit seiner Arbeit unzufrieden, es fehlten Alternativen, und vieles empfand ich als an meiner Interessenslage vorbeigeplant. So habe ich als Laie das Projekt in die eigenen Hände nehmen müssen. Ohne irgendwelche Grundlagenkenntnisse, natürlich ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Aus diesem Grunde versickern hier bis heute geschätzte 25% - 30% meiner Arbeitszeit. Den Beitrag von Nicolai sehe ich nicht nur als schöne Möglichkeit, sondern vielmehr als unabdingbare Notwendigkeit im kompetenten Umgang mit Kunden.
inpunctoweb
am 06.12.2008 - 12:48
Finde ich vom Ansatz gut die Idee. Mit der Zeit kommen da auch sicherlich brauchebare und wiederverwertbare Texte für die Standard Sektionen, wie News, Teaser, Sidebar etc zusammen. Bis dahin ist es aber doch ein längerer Weg. Und nicht bei jedem Produkt hat man da immer die Zeit dafür. Wir sind dazu Übergegangen immer nahezu reelle ÜBerschriften an den enstprechenden Stellen zu verwenden. Die erste Textpassage bekommt ebenfalls ein reellen Dummy Text mit Bezug. Der Rest ist dann wieder Lorem Ipsum. Ist denke ich auch ein guter Kompromiss.
Alexander Langer
am 06.12.2008 - 14:34
Kleine Anektote:
Vor ziemlch genau einem Jahr verwendete ich Lorem Ipsum im Screendesign und auch in der Web-Umsetzung einer neuen Kunden-Website. Es handelte sich lediglich um einen kurzen Satz, der auf der Startseite als Stellvertreter für ein Zitat des Geschäfsführers stehen sollte.
Es kostete mich drei Telefonate, einige Nerven und auch Lachmuskeln, dem Kunden mehrfach zu erklären, was es damit auf sich hat. In den Gesprächen hörte ich dann stets irgendwann "Können wir diesen lateinischen Satz nicht durch etwas anderes ersetzen? Ich glaube nicht, dass unsere Kunden alle Latein sprechen."
Patrick Lauke (Webkraut)
am 06.12.2008 - 15:01
Eine geniale Idee...damit wird das vorlaeufige Design so schon fast zu einer Styleguide oder einem Handbuch zur effektiven Benutzung des Layouts.
Ansgar Hein
am 06.12.2008 - 15:33
Wirklich eine gute Idee. Das kann man ja auch noch ausbauen mit Anzahl der Zeichen (statt nur Worte) und wie hoch oder breit ein Bild sein darf / muss. Damit wissen Kunde und ggf. auch technischer Dienstleister (wenn man mal nicht selbst am CMS werkelt), was gefragt ist.
Andererseits bedeutet es auch einen deutlichen Mehraufwand und ist womöglich in dieser Form nur von Einzeltätern oder Zweier-Teams richtig umsetzbar. Dennoch: Chapeau!
Christian
am 06.12.2008 - 18:36
Kein üble Idee. Von weiterem Vorteil könnte zu dem sein, dass solche Beschreibung wohl auch vielfältige d.h. lange und kurze Wörter sowie welche mit Umlauten und Sonderzeichen enthalten und man dadurch ein bessere Gefühl für den Inhalt.
@Alexander Langer:
Herrlich :D
Oliver
am 06.12.2008 - 23:16
Durch Erklärungen zum Design stärkt der Inhalt die die Form – super Idee! Hab aber auch die Beobachtung gemacht, dass wenn ich einmal einen Blindtext geschrieben habe, haben Kunden oft einen ganz ähnlichen Text genommen. Man kann also da auch schon in eine Richtung dirigieren unter dem Deckmantel des Platzhalters.
makcie
am 07.12.2008 - 13:12
Die Idee ist gut!
Könnte man auch zur kurzen Erklärung von Templates nutzen.
Ich habe zum Beispiele für mich zur schnellen Orientierung in einigen YAML-Beispielen anstelle des Blindtextes
einige Erläuterungen eingefügt. Ein Blick genügt und ich habe Informationen über wichtige Details, ohne erst die Doku lesen oder im Buch nachzuschlagen zu müssen. Bei Bedarf kann man das immer noch tun.
Jan Kurschewitz
am 10.12.2008 - 15:03
Ich bin nicht überzeugt. Der Kunde liest dann im Designentwurf herum und konzentriert sich nicht auf die Wirkung des Designs. Womöglich moniert er Tippfehler oder mockiert sich über den Schreibstil.
Erklärungen und Ausführungen gehören in ein Konzept oder ein separates Dokument. Schick aber aufwendig ist ein Dokument mit verkleinertem Screenshot, der mit Pfeilen und Erklärungen aufgepeppt wird.
Wo wir Erklärungstexte aber gut finden ist in den Dreamweaver-/Contribute-Seitenvorlagen eines Projekts oder alternativ den Templates eines CMS. Wenn ein Kunde eine neue Seite erstellt, sieht er der darin direkt alle Anweisungen eines Design-Guides, Formatierungsempfehlungen, Dummybilder mit eingeblendeten Pixel-Abmessungen, etc. Die Texte und Bilder kann er dann entsprechend ersetzen.
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