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Sonnenseiten: Zielgruppe

Wir haben noch nicht alle älteren Artikel nachbearbeitet. Das bezieht sich in der Regel nur auf die Codebeispiele, die noch nicht optimal dargestellt werden.

Sonnenseiten: Zielgruppe

Wer seine Nutzer kennt, kann Elemente seiner Webseite genau an deren Bedürfnisse anpassen. Matthias Koch stellt heute eine Idee vor, die mittlerweile zwar nicht mehr im Netz ist, aber trotzdem sehr pfiffig auf die Zielgruppe zugeschnitten war.

Nicht nur im Sommer weckt die Sonne die Reiselust. Doch besonders, wenn man im Schatten sitzt, weil der Chef verfügt hat, dass die Büroräume abgedunkelt werden – stickige Luft im matten Schein der strahlenarmen LCD-Schirme – setzt das Fernweh noch ein bisschen schneller ein. Statt Bienchen summen Lüfter: unaufdringlich, aber in etwa soviel Lebenslust verbreitend wie eine Sommergrippe.

Da sitzt die Verwaltungsfachangestellte ebenso wie der mit Tabellenkalkulation beschäftigte Rechnungsprüfer im Großraumbüro am Flachbildschirm und plant insgeheim den schon lange ersehnten Jahresurlaub.

Gut, dass man im Internet unkompliziert Angebote sichten und bei Bedarf auch sofort über entsprechende Onlineangebote die Traumreise buchen kann – zu jeder Zeit, auch hier und jetzt. Wenn nur der Vorgesetzte nicht plötzlich diese Pläne durchkreuzt und während der Arbeitszeit die geöffnete Webseite des Reiseveranstalters bemerkt…

Screenshot: lastminute.com (alte Fassung)

Diesen Umstand wusste der Anbieter lastminute.com auf seinen alten Webseiten geschickt für sich zu nutzen, um seiner Zielgruppe den angstfreien Zugang zu den Reiseangeboten jederzeit zu ermöglichen.

Ein Textlink mit Aufforderungscharakter (Der Chef mustert dich, zeig ihm, dass du in deine Arbeit vertieft bist) fand sich – leicht erreichbar – gleich zu Beginn aller Seiten von lastminute.com im Kopfbereich. Wenn dieser Verweis angeklickt wurde, änderte sich der Inhalt und erzeugte durch das Laden einer Grafik die Illusion, es werde mit Excel gearbeitet. Ein Klick auf dieses Bild ließ wiederum die Webseite lastminute.com erneut zum Vorschein kommen.

Eine einfach gute Idee, die durch ihren Witz zur neuen Form der Werbung im Zeitalter des social web geworden ist. Schließlich werden so auch neue Zielgruppen erschlossen, die sonst diese Seite nicht besucht hätten. Durch Weblogs, Newsfeeds, E-Mail oder mittels IM darauf aufmerksam geworden, wollten viele das "Gimmick" selbst einmal testen.

Bildschirmansicht des Excel-Bildes im Safari-Browser (Windows)

Diese frische und freche Art der Nutzung des Web und seiner Möglichkeiten für kommerzielle Ziele konnten Brent Hoberman und Martha Lane-Fox äußerst erfolgreich für ihre Reiseplattform nutzen. Schon 1989 unter dem Label der „New Economy" war lastminute.com einer der so genannten „dot-com-Pioniere" und Wegbereiter für das „Web 2.0".

Die amerikanische Version dieses Excel-Gimmicks steht derzeit noch im Netz.

Zur Aktion

Dies ist ein Text zur Aktion Sonnenseiten: Webkrauts loben – höchst subjektiv – einzelne Details von Webseiten. Entgegen unserer Gewohnheit steht diesmal nicht der Quelltext, sondern die Idee im Mittelpunkt.

Kommentare

Ingo
am 20.07.2008 - 09:21

Wäre gut gewesen zu erwähnen daß das ein alter Hut aus Computerspielen ist - bei Gunship war glaube ich h die Cheftaste.

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Sascha
am 20.07.2008 - 17:17

Seit dem PC war es im DOS-Zeitalter oft auch die ESC-Taste. Sehr passend.

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Steffi
am 20.07.2008 - 18:39

Ich fand es interessant, den Artikel zu lesen. Werd jetzt öfters hier vorbeikommen, auch wenn ich bei manchen Artikeln nicht alles verstehe. Wäre toll, wenn ihr öfters solche Sonnenseiten macht.

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Andreas Diner
am 21.07.2008 - 13:19

Schade scheint den Boss-Link auf lastminute.com nicht mehr zu geben.

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Peter Rozek

Peter Rozek
am 23.07.2008 - 14:30

Wie gut das ich nie Verwaltungsfachangestellter war. Wie das schon klingt.
Ich wusste gar nicht das es so einen netten Trick gibt um seinen Chef zu täuschen.
Vielleicht gehörte ich auch zu den glücklichen Menschen die bisher fast immer sehr tolerante Chefs hatten. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen ;-)

Sachen gibts...

Vielleicht kann man daraus einen schönen Workshop machen, "Kennen Sie schon die Tricks Ihrer Angestellten" und bei der Zielgruppe Chef ein dickes Honorar einstreichen...

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Mareike
am 23.07.2008 - 15:33

Eine schöne Ablenkung für meine Mittagspause, der Artikel - und es wäre (weil in meiner Pause) nicht mal schlimm, wenn mein Chef es sieht :-)

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David
am 25.07.2008 - 01:24

Als Systemadministrator besteht meine Aufgabe darin, genau solches Userverhalten einzudämmen, da das private Surfen im Internet die Bandbreite mitbelastet. Seiten wie lastminute.com gehören zwar eher zu den weniger bandbreiten-fressenden Seiten, sind trotzdem aber eher unerwünscht. Seiten wie Youtube oder Seiten, die Webradio anbieten, sind da schon eher problematisch. In immer mehr Unternehmen werden über Firewalls Regeln gesetzt, die dafür sorgen, dass für alle User, die die Seiten aufrufen, die nicht zum Arbeiten benötigt werden, Bandbreiten beschränkt werden oder, wenn gesetzlich erlaubt, auch komplett gesperrt werden.

Ein weiteres Risiko am privaten Surfen ist die in den Webseiten eingeblendete Werbung. Diese ist nicht immer viren-/trojaner-/exploitfrei und kann damit ein erhebliches Risiko für die Unternehmenssicherheit darstellen.

Desweiteren wird beim Surfen am Arbeitsplatz auch gerne die Firmenemail-Adresse benutzt. In vielen Fällen ist dies auch der Auslöser für den steigenden SPAM-Traffic auf den E-Mail-Systemen, der auch wieder Kosten verursacht.

Personen/Firmen, die solche Links mit dem Vorsatz anbringen, Chefs oder andere Mitarbeiter so zu täuschen, sind sich oft gar nicht mal bewusst, welchen finanziellen Schaden sie damit indirket bewirken

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Nicolai Schwarz

Nicolai Schwarz (Webkraut)
am 25.07.2008 - 02:48

@David und komplett Off-Topic: Das ist eine dieser typischen Arbeitgeber-Haltungen, bei denen ich nur froh sein kann, dass ich selbstständig bin.

Ich will gar nicht abstreiten, dass sich in großen Firmen ein ausgedehntes Surfverhalten auf die Bandbreite und die Kosten niederschlägt. Vermutlich gibt es auch Untersuchungen darüber, dass, wenn der durchschnittliche Arbeitnehmer 30 Sekunden pro Tag länger Pause macht als er darf, es die Industrie im Jahr Milliarden kostet.

Ebenso gibt es übrigens Untersuchungen, die belegen, dass Mitarbeiter, die im Internet surfen dürfen und nicht eingeschränkt werden, insgesamt motivierter sind und trotz/wegen der kleinen Pausen zwischendurch effektiver arbeiten.

Die Traffic- und Sicherheitsbedenken hören sich für mich immer so an, als wollte man die Arbeitnehmer zu Arbeitsvieh machen.
Aber ich hab da leicht reden, ich muss schließlich keinen Chef fürchten.

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Monika
am 28.07.2008 - 06:52

Hallo Nicolai
ich finde restriktives Einschränken auch nicht gut. Andererseits verstehe ich bei uns eine Firma wo immerhin 12tausend PC's im Einsatz sind.

12k xWebradio---da müßt die Firma die Server mehr als aufstocken.

lg

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