Geolocation: und dein Browser weiß, wo du bist
Wie komme ich zur nächsten Tankstelle, zum nächsten Klo, zum besten Italiener der Stadt? Welchen Weg habe ich beim Joggen zurückgelegt? Szenarien, die mit Apps auf neuen Smartphones heute bereits abgedeckt werden. Doch auch als Browser-Anwendung lässt sich all das mittlerweile ohne großen Aufwand sehr gut realisieren. Manuel Bieh zeigt, wie die W3C Geolocation API dabei hilft.
Viele Web-Entwickler haben lange darauf gewartet, mit aktuellen Smartphones und auch neueren Browsern am Desktop ist es nun endlich möglich: die zielgenaue Ortung des Besuchers einer Website. Die W3C Geolocation API hilft dabei.
Damit wird es einem Seitenbetreiber nun ermöglicht – vorheriges Einverständnis des Besuchers vorausgesetzt – dessen aktuelle Position (Längengrad, Breitengrad, Höhenlage), die Reisegeschwindigkeit, sowie die Himmelsrichtung zu ermitteln und daran angelehnt entsprechend geolokalisierte Inhalte auszuliefern. Für einen Tankstellenbetreiber wäre es damit z.B. möglich, einen Tankstellenfinder zu realisieren, der dem Besucher die umliegenden Tankstellen inklusive Entfernung oder sogar eine genaue Wegbeschreibung auf dem Handy präsentiert. Auch eine Tracking-Anwendung, die bspw. die zurückgelegte Wegstrecke beim Joggen für die spätere Analyse am PC aufzeichnet, könnte so – ohne eine App zu installieren – mit dem Browser realisiert werden.
Anders als bei bisherigen Methoden wird dabei nicht ausschließlich auf die IP des anfragenden Clients geachtet, sondern es werden darüber hinaus Parameter wie umliegende öffentliche W-LAN SSIDs (inkl. Stärke des Empfangs) oder ein möglicherweise vorhandenes GPS-Modul abgefragt. Um datenschutzrechtliche Bedenken aus der Welt zu schaffen, wird der Benutzer beim Versuch einer Ortung jedoch vorab um Erlaubnis gefragt. Sollte dieser die Anfrage verneinen, ist der Zugriff auf den Standort über die API nicht möglich.
Wie bei den meisten Technologien, die sich gerade in den Kinderschuhen befinden, gibt es aber auch bei der Implementierung der Geolocation API leider noch einige Tücken. So unterstützen nicht alle Browser mit grundsätzlicher Unterstützung der Geolocation API auch alle Funktionen, die in der Spezifikation vorgesehen sind, und auch die Methoden, mit der die Daten abgefragt werden können, unterscheiden sich teilweise erheblich. Darüber hinaus nagt häufiges Orten bei mobilen Geräten, also Geräten ohne permanenten Strom-Anschluss, stark am jeweiligen Akku. Die Lokalisierung sollte also nicht unnötig oft oder mit einem übertrieben kurzen Intervall durchgeführt werden.
Zumindest um das Problem mit dem nicht einheitlichen Interface zu umgehen, gibt es einige frei nutzbare Open Source JavaScript Libraries, die ein vereinheitlichtes Interface zur Verfügung stellen, wie beispielsweise Geo-location-javascript oder Better Geolocation API.
Eine generelle Unterstützung des Standards, ob vollständig oder nicht, gibt es im Wesentlichen bisher in den folgenden Browsern bzw. Geräten:
- Android Webkit und Dolphin HD
- Apple iPhone/iPod Safari iOS 3.0+
- Blackberry OS 4.1+
- Firefox 3.5+ (< 3.5 mit installiertem Geode Addon)
- Google Chrome
- Opera 10.6+
- Alle Browser mit installiertem Google Gears
Um eine Ortung in einem Browser durchzuführen, der den Standard korrekt implementiert, kann der folgende exemplarische Code verwendet werden:
- <script>
- var successCallback = function(position) {
- alert('Ihre Position: ' + position.coords.latitude + ', ' + position.coords.longitude);
- }
- var errorCallback = function(error) {
- alert('Es konnte keine Ortung durchgeführt werden. Fehlercode: ' + error.code);
- }
- if(typeof (navigator.geolocation) != 'undefined') {
- navigator.geolocation.getCurrentPosition(
- successCallback,
- errorCallback,
- {
- enableHighAccuracy: true,
- maximumAge: 10000
- }
- );
- }
- </script>
Zur Erklärung: Mittels typeof(navigator.geolocation) != 'undefined'
wird abgefragt, ob der Browser des Benutzers die Geolokalisierung unterstützt. Daraufhin wird die Methode getCurrentPosition()
aufgerufen, welche versucht, die aktuelle Position des Benutzers zu ermitteln. Gelingt dies, wird die als successCallback
angegebene Funktion aufgerufen und ein Objekt position
übergeben. Dieses erhält dann in position.coords.longitude
bspw. den ermittelten Längengrad in Dezimalform (z.B. 51.47505).
Schlägt eine Ortung hingegen fehl, wird die als errorCallback
angegebene Callback-Funktion aufgerufen. Als Übergabe gibt es hier das PositionError-Objekt, das gemäß Spezifikation die Zahlenwerte 0 (Unbekannter Fehler), 1 (Ortung nicht erlaubt), 2 (Position konnte nicht ermittelt werden) oder 3 (Timeout) enthalten kann.
Als dritter, zusätzlicher und zugleich optionaler Parameter kann noch ein Objekt in JSON-Notation angegeben werden, um die Eigenschaften der Abfrage genauer zu spezifizieren. Gültige Eigenschaften des Objekts sind:
enableHighAccuracy
maximumAge
timeout
Die Eigenschaft enableHighAccuracy
soll sicherstellen, dass ein besonders genaues Ortungsergebnis erzielt wird. Dies geht allerdings, wie eingangs angesprochen, einerseits auf Kosten des Akkus, andererseits verzögert es die Ortung unter Umständen massiv. Im Gegenzug wird dafür die Fehleranfälligkeit sowie die Möglichkeit der Fehlortun verringert.
Über die Eigenschaft maximumAge
kann festgelegt werden, wie alt das Ergebnis der letzten Ortung maximal sein darf (in Millisekunden), bevor eine erneute Ortung durchgeführt wird. Setzt man den Wert sehr hoch, ist das Ergebnis, sollte man sich in der Zeit seit der letzten Ortung bereits weit vom Ursprungsort weg bewegt haben, sehr ungenau. Setzt man es hingegen sehr niedrig an, geht das auch hier zu Lasten des Akkus. Einen empfehlenswerten Erfahrungswert gibt es hier nicht, da kommt es sehr auf den jeweiligen Anwendungsfall und etwas Fingerspitzengefühl an.
Mittels der dritten Eigenschaft, timeout
, kann angegeben werden wie lange das Gerät bzw. der Browser probiert, die Position herauszufinden, bevor die errorCallback-Funktion mit dem Vermerk Timeout aufgerufen wird.
Neben der getCurrentPosition()-Methode, gibt es auch noch eine zweite Methode watchPosition()
. Mit dieser Methode, die die gleichen Parameter erwartet wie auch getCurrentPosition(), ist es möglich, die Bewegung eines Benutzers zu verfolgen und die als successCallback definierte Funktion bei jeder Positionsänderung erneut aufzurufen. Um dieses Verhalten zu stoppen, muss die dritte und letzte Methode der API, clearWatch()
, mit der Rückgabe-ID des watchPosition()
Aufrufs aufgerufen werden.
Am konkreten Beispiel:
- if(typeof (navigator.geolocation) != 'undefined') {
- var watchExample = navigator.geolocation.watchPosition(
- successCallback,
- errorCallback,
- {
- enableHighAccuracy: true, maximumAge: 10000
- }
- );
- // watchPosition wieder anhalten:
- navigator.geolocation.clearWatch(watchExample);
- }
Die Geolocation API bietet eine sehr interessante Möglichkeit für Seitenbetreiber, die ihre Seite mit standortspezifischen Daten anreichern möchten. Man kann davon ausgehen, dass in Zukunft mehr mobile Geräte und mehr Browser den Standard korrekt unterstützen werden. Wenn die Hürden der Vereinheitlichung des Interfaces erst einmal genommen sind oder man sich mit den genannten Möglichkeiten weiterhilft, entstehen so viele neue Möglichkeiten, um das Web mit sinnvollen zusätzlichen Funktionen anreichern zu können. Der Kreativität des Web-Entwicklers sind dabei (fast) keine Grenzen gesetzt.
Gemälde: Caspar David Friedrich, Wanderer über dem Nebelmeer, 1818. Kunsthalle, Hamburg.
Kommentare
Bastian Heist
am 03.12.2010 - 11:23
Interessanter Einblick in eine in der Breite noch weitgehend unbeachtete Funktionalität, vielen Dank! Ich werde das Thema wohl in einem meiner nächsten Blogposts auch mal aufgreifen, vielleicht sogar mit kleiner Beispielanwendung. Ich bin überzeugt dass das in wenigen Monaten bis Jahren in sehr großem Umfang eingesetzt wird.
Marcus
am 03.12.2010 - 12:07
Hallo,
anbei der berichtige Code.
var errorCallback = function(error) {
alert('Es konnte keine Ortung durchgeführt werden. Fehlercode: ' + error.code);
}
Manuel
am 03.12.2010 - 16:16
Hoppla, sorry. Der Code von dir, Marcus, ist natürlich richtig. Wäre schön wenn das im Artikel korrigiert werden könnte. Danke!
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